Fütterungseinheiten

Es ist ja zum vereifeln. Dass weder der gemeine Amerikaner noch Brite das metrische System benutzen, sollte inzwischen ja hinlänglich bekannt sein. Jedoch – Globalisierung sei dank – sogar hier im Land der unbegrenzten Unzulänglichkeiten stehen auf den Fläschchen für Babys auch Milliliter als Skala, und eben nicht nur fl oz. Und letztgenannte treiben mich fast noch mehr in den Wahnsinn als diese bescheuerten Längenangaben.
Eine fl oz ist also eine “fluid ounce”, eine “flüssige Unze”, und die müdeste Ehefrau von allen und meine Wenigkeit nennen sie schlicht “floz”. Nun ist eine ounce, eine Unze, eine Gewichtseinheit, eine floz hingegen bemisst ein Volumen von ungefähr 30 Milliliter. Das wissenschaftlich geschulte Auge erkennt also “aha, da hat sich irgendwer hingesetzt, eine Unze einer nicht weiter benannten Flüssigkeit (Wasser? Quecksilber? Helium bei 4 Kelvin?) in einem Gefäß abgewogen und definiert: “das hier eingenommene Volumen taufe ich hiermit ‘floz’ und es soll als Volumeneinheit benutzt werden” – und er sah, dass es gut war.

Damit kann ich ja leben. Die Celsius-Skala ist auch auf eine Flüssigkeit geeicht – soll mir ja recht sein. Preisfrage: Warum ist eine floz in den USA nicht genauso groß wie eine floz in Großbritannien?

Eine kurze Google-Suche nach fl oz UK USA bringt einem als ersten Treffer eine Rezepte-Seite, auf der das Problem erklärt wird (lustigerweise bezeichnet sich die Seite als Gewichtseinheiten-Vergleichsseite, es werden jedoch Volumeneinheiten behandelt… na gut): “Both American and Imperial teaspoons are 1/6th of their respective fluid oz. The American fluid oz. is 4% larger than the Imperial fluid oz [In practical terms the size difference of the teaspoon is small as to be negligible. The question to ask is whether the teaspoon is heaped or not.]”. Zu deutsch: sowohl der amerikanische als auch der britische Teelöffel ist 1/6 der entsprechenden floz. Nun ist jedoch die amerikanische floz um 4% grösser als die britische. Begründung: es kommt darauf an ob der Teelöffel gestrichen ist oder nicht. :doh:

Ich habe keine Lust nachzugucken, ob das tatsächlich stimmt, denn ich möchte mein aus der Lektüre dieses Schwachsinns gewonnenes Gefühl der alt-europäischen Überlegenheit nicht durch Fakten zerstören lassen. Ich frage mich natürlich, wie man auf die Idee kommt, eine Unze als “6 Teelöffel” zu definieren. Wahrscheinlich liegt in Paris der Standard-Meter und in London der Standard-Teelöffel. Nun ist der amerikanische Teelöffel nicht gestrichen, d.h. die Amerikaner haben bemerkt, dass man sich zum Erhalt einer grösseren floz – in Amerika ist ja alles grösser und besser – die Oberflächenspannung zunutze machen kann, so dass man also auch mit einer Flüssigkeit einen gehäuften Teelöffel zustande bringen kann.

Haben die Amis eigentlich das Spüli erfunden?

2 thoughts on “Fütterungseinheiten”

  1. ich glaube das kommt daher, dass die Unze irgendwas mit der Zahl 12 zu tun hat. Auf der Seite steht ja auch, dass die Zeiteinheit “ounce” equivalent zu “1/12 moment” oder 7.5 Sekunden sei. Interessant eigentlich. Aber ja, sie spinnen, die Angelsachsen.Wobei wir ja auch sowas haben. Wir sind zwar nicht so schlimm wie die Franzosen, die für 99 “4 zwanzig zehn neun” sagen, aber wir nennen die Zahl 1234567 immerhin EINe Million ZWEI hundert VIER und DREIssig FÜNF hundert SIEBEN und SECHzig, sagen also 1243576, was in sich auch nicht so ganz leicht zu verstehen ist. Und dann ist auch nicht so ganz klar, warum wir statt Million, Billion, Trillion wie es die Angelsachsen machen immernoch eine iarde einfügen müssen….

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