Also Kunst ist ja so eine Sache, die mir tendenziell weniger liegt. Legastheniker können schlicht nicht recht schreiben, und um die Worte eines guten Freundes zu bemühen: ich bin halt zeichenbehindert. Nicht dass das damals in der Schule je anerkannt wurde. Bei mir kann man nicht mal Strichmännchen als solche erkennen.
Mit der fehlenden Begabung geht freilich auch das fehlende Verständnis einher. Homo Faber ich. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass ich einem Kunstwerk nichts abgewinnen könnte. Was hingegen wirklich komplett an mir vorbeigeht sind Ausführungen der Art “Linien im gebogenen Halbafter, die auf permutierende Weise entfleuchen und so den Gesamteindruck einer Paraästologie zu verstärkend kaum dem Betrachter ermöglichen, sich der hintergründig exorbitant pyramidalen Magie zu entziehen.” Ich habe mir keine Mühe gegeben, den letzten Satz grammatikalisch vollständig zu hinterlassen – ganz im Geiste eines wahren Kunstkritikers.
Jedenfalls gibt es auch Kunst, die ich wertschätzen kann, und zwar dann, wenn mich am Kunstwerk was beeindruckt. Und so gehe ich dann auch selten mal in ein Museum und fühle mich dann ungeheuer intellektuell. Letztes Jahr im Guggenheim Museum zum Beispiel konnte mir der Kandinsky glatt gestohlen bleiben, aber dieses Bild vom Juan Gris hat’s mir angetan. Liegt nämlich daran dass das Bild aus der Entfernung betrachtet gar nicht mehr komplett kaputt aussieht, sondern dass man stattdessen den Eindruck eines Lichteinfalls von links oben bekommt und das Bild – fast schon 3D – an Tiefe gewinnt. Respekt, da hat sich der Künstler was gedacht, ich glaub kaum dass der ein Atelier hatte das groß genug war, um den Effekt so zu testen.
Manchmal frage ich mich natürlich auch, ob wahre Kunst darin besteht, zu beweisen, dass man auch mit hässliche Frauen als Motiv einen echten Hingucker schaffen kann. Ohne irgendwem zu nahe treten zu wollen, aber das ist dem Gustav Klimt mit seinen Bildern von Adele Bloch Bauer vollends gelungen. Die Bilder sind derzeit in der neuen Galerie hier in NYC zu betrachten, und wenn man davor steht sind die doch recht beeindruckend.
Nachdem ich nun hier und jetzt meine Ignoranz hinreichend dargelegt habe, folgt nun neues von der Baby-Front. Mademoiselle wächst ganz prächtig und lässt uns dennoch nachts noch immer nicht durchschlafen! So langsam fragt man sich, wie schleichend 19 Jahre eigentlich vorbeigehen, bis sie ENDLICH auf der Uni ist und wir wieder ausschlafen können. Wobei sie einem dann ja die Haare vom Kopf fressen wird und man ihre Miete für ihre Bude bezahlen muss und all sowas. Schröcklich!
Wirklich wunderbar hingegen sind die neuen verschiedenartigen Glucksgeräusche, die auch jeden Ornithologen grenzenlos beglücken würden, und natürlich auch insbesondere die stolzen Eltern. Und auch die Großeltern sind sehr angetan. Die von mir zum Großeltern-Tupel beigesteuerte Hälfte hat uns gerade nach einem ausgedehnten Besuch verlassen, jedoch leider vergessen, uns auch nur eines der Myriaden von geschossenen Photos zu hinterlassen. Wahrscheinlich finden wir die dann im Erbe, es sei denn wir kriegen sie vorher auf digitalem Wege HINT HINT.