Jahreswechsel (dumdidum)

Aaaah 2008. Ist das nicht eine deutlich ästhetischere Zahl als 2007? Unbestreitbar ist es eine rundere Zahl, sie ist freundlich, sie ist vielversprechend. Die 8, das sind gleich zwei Kreise, die sich schließen. Nicht wie bei der 7 so ein loses Ende hier und unten sieht’s aus als hätte jemand nen Pfahl schräg in den Boden gerammt.
Und was haben wir nicht alles erlebt, so zwischen den Jahren. Zunächst mal habe ich kurz vor Weihnachten nach drei einsamen Wochen endlich wieder in der Familie meine mir angestammte Position als drittes Rad am Wagen eingenommen. Wenigstens meine Frau hat mich erkannt, Töchterlein hingegen sah nach “wer bist Du denn überhaupt” aus. Mag natürlich auch an meinem neuen Haarschnitt gelegen haben. Friseurläden werden hier in den USA ja grob unterteilt in die Kategorien Se-Habla-Ingles und No-Se-Ingles-Senor, wobei dazu geraten wird, um letztere einen großen Bogen zu machen.

Nun sass ich in einem Laden ersterer Kategorie und erklärte meinen Standard-Haarschnitt – routiniert, immerhin hab ich jahrelange Erfahrung damit: “Hinten und die Seiten mit der Maschine, oben kurz.” Nicken, lächeln. Hinten und Seite wurden anforderungsgerecht bearbeitet und dann wurde gefragt: “Number 4 ok? ok?”, was ich mit einem, meinem beispiellosen Intellekt entsprechenden “Hä?!?” beantwortete, woraufhin der Rasenmäher mit “Number 4” Aufsatz über meinen Scheitel gezogen wurde. Stellt sich raus, dass “Number 4” wirklich kurz ist. Damit fiel dann auch der geplante Termin für ein Bewerbungsphotoshooting ins Wasser. Ja, ich glaube das war der Grund warum mich meine Kleine nicht erkannt hat. Ganz sicher der Haarschnitt.

Aber geschlemmt haben wir. Nach anderthalb Jahren Genuss-Abstinenz in Österreich einen original Georg’s Kaiserschmarrn mit echtem Katastroph zu essen war schon toll. Weihnachten war auch toll. Wir hatten nämlich im erweiterten Kreis der Familie uns allesamt darauf geeinigt, einander nichts zu schenken weil viel stressfreier in der Vorweihnachtszeit. Das ist wirklich super, solltet ihr auch mal ausprobieren. Für uns war es ganz besonders super, denn wir haben uns als einzige dran gehalten – und alle anderen haben uns dann doch was geschenkt und hatten dabei ganz offenbar ein richtig schlechtes Gewissen. Und was für Glücksmomente es dann gab! Zum Beispiel packte die (einzige) Schwester meines Schwagers ein Geschenk aus, das er ihr kurz zuvor überreicht hatte. Ich betrachtete währenddessen recht ratlos einen Pollunder mit V-Ausschnitt (meine Eltern probieren das alle 3 Jahre wieder und scheitern jedesmal an meinem Unwillen, sowas zu tragen. Nach Ansicht meines Liebchens fehlt mir zum Tragen von V-Ausschnitt-Pollundern ‘die Oberweite’ – ich fühle mich sexuell diskriminiert!). Meine Aufmerksamkeit wurde abrupt durch einen Freudenschrei meiner Frau ob des Geschenks ihres Bruders zurück auf die Gegenwart jenes Zeitpunkts fokussiert. Was sie dann voller ehrlicher Freude äusserte war der wahrscheinlich schönste Satz des Jahres 2007:

“Jaaaaa! Ein … ein Dingsbums!!”

Herrlich, herrlich. Auf der Skipiste schwelgte man sich von Buckel zu Buckel, und hie und da vergrub ich meine Nase sogar noch semi-freiwillig in den aufgespürten verbliebenen Futzeln Tiefschnee, während sich zwei Omis um Kleinchen kümmerten. Silvester war dann recht ruhig aber schön, und dann ging es auch wieder zurück nach Übersee.

Ich kann übrigens sehr dazu raten beim Ticketkauf ‘special assistance’ anzufordern. Kostet nichts extra, aber als wir in Nevjork landeten sagte die Stewardess “warten sie doch bitte bis die anderen Passagiere alle ausgestiegen sind” – dann wurden wir von einem freundlichen Flughafenmitarbeiter an der Flugzeugtür mit unserem Kinderwagen empfangen, und anstatt uns bei Immigration ans Ende der restlichen Flugzeugladung zu stellen hat er uns zielgerecht zu den Schaltern für US-Bürger geschleust, wo gar keine Schlange war, und wo wir dann aber dennoch mit unseren deutschen Pässen ohne Mucks durchgelassen wurden.