Es ist passiert. Ich habe sie fallen lassen. Nein, nicht meine Tochter – die c’t! Mit Adressblatt versehen und in einer Plastikhülle eingeschweisst wird sie vermutlich als Flaschenpost bei Kiel ins Meer geworfen und muss dann vor der hiesigen Küste wohl erst aus all dem Müll herausgefiltert werden (der Rest ist dann Spam). Sodann, so stelle ich mir es vor, wird die Flasche entkorkt, und der sicherlich vorhandene flüssige Zusatzinhalt der Flasche – das Trinkgeld – vom Postfischerei-Beamten entwertet, während bis zu dessen Ausnüchterung der mir zustehende Inhalt vergessen wird.
Vier Wochen dauert es also zwischen dem Erscheinen der Zeitschrift in Deutschland und dem Zeitpunkt, da sie lieblos von einem auf Mindestlohn arbeitenden Postboten in meinen Briefkasten hineingestopft wird.
Und so passiert es also: Ich trug sachte die c’t mit in die Wohnung, wo aber erstmal unsere kleine Prinzessin die üblichen Service-Dienstleistungen ihrer Eltern in Anspruch nahm. Den krönenden Abschluss des Tages bildet dabei stets das Bad, bei dem ich mich übrigens regelmässig ertappe, wie ich den von mir so verachteten Baby-Talk praktiziere: “Uuuuuiiiiijaaaaa das magst Du hmm???? Joooooaaaaa und jetzt wischt Dir der Papi mit dem Tuch den Hals, ja das ist warm, aaaaahhhhh nanu? Da ist ja eine Ente! Quak quak!”.
Nachdem also das Bad sein Ende gefunden hatte, und der Mensch wieder Mensch sein konnte, wollte ich nun die portable Baby-Badewanne entleeren und mir sodann am für diesen Zwecke vom Schöpfer eigens konzipierten Örtchen in aller Ruhe die Zeitschrift zu Gemüte führen. Ich klemmte mir also die c’t unter die Armbeuge und begann, die mit ungefähr 12 Kubikmetern Wasser gefüllte blaue Plastikwanne seitwärts durch den viel zu engen Flur gen Badezimmer zu schleppen. Und dabei ist es passiert: Eine durch zu genaue Abstimmung meiner Schrittfrequenz mit der Wannenlänge angeregte Resonanzkatastrophe führte zu einem mittleren Tsunami, der in den Schwapp-Modus überzutreten drohte, woraufhin ich korrigierenden Manöver einleiten musste, wollte ich doch nachher nicht noch den Boden trocknen müssen. Hierauf entglitt mir die zwischen Ellbogen und Bauchnabel eingeklemmte c’t und fiel, Finagles’ Gesetz folgend, ins Wasser.
“Oh weh” und “Ich armer, armer Wicht” murmelnd sass ich wenige Minuten später da und klaubte Seite um Seite auseinander, und las den leicht verschwommenen Text des einen oder anderen Artikels auf gewelltem Papier mit feuchtem Rand. Bezeichnenderweise blieben die Seiten mit Werbung, wo an offenbar wasserresistenter Farbe nicht gespart wird, größtenteils verschont.
Als ich die Zeitschrift zur Seite legte und mich zum Zähneputzen begab, stellte ich fest, dass mein Gesicht voller Druckerschwärze war.
Burkhard writes:
—“Oh weh” und “Ich armer, armer Wicht” murmelnd sass ich wenige Minuten später da und klaubte Seite um Seite auseinander, und las den leicht verschwommenen Text des einen oder anderen Artikels auf gewelltem Papier mit feuchtem Rand. Bezeichnenderweise blieben die Seiten mit Werbung, wo an offenbar wasserresistenter Farbe nicht gespart wird, größtenteils verschont.—Goettlich! Wenn Du willst, kann ich Dir ja meine c’t nachschicken… 🙂
danke, aber der hiesige Frühherbst ist warm genug, dass die Zeitschrift inzwischen trocken ist. Sie sieht zwar recht antik aus (“benutzt” ist kein Ausdruck!), aber ist inzwischen wieder lesbar. Ich frage mich, ob sie so nicht vielleicht als Kunstwerk durchgehen könnte…