Chirurgischer Eingriff in automobile Eingeweide

Mein Auto erleuchtete die Welt links vorne per Standlicht, doch ich stand nicht. Offenbar erschien hier ein Klabautermann und entschien die herzseitige Hälfte der Abenddämmerung. Potzblitz!

Doch da ging mir ein Licht auf! Auf zu Aldi (war auf, nicht zu) und zugreifen! H7 Glühbirnen am Wühltisch! Wer würde da, defekte Birne im Auto, jedoch hoffentlich nicht halsaufwärts, dieses Angebot nicht an- und (bezahlt) mitnehmen?
Gekauft, getan. Männer tun überhaupt gerne männliche Dinge.

Sie tun dies, um sich selbst zu zeigen dass sie zwar auf weichen Matratzen schlafen und Süßholz raspeln, aber sollte es doch einmal hart auf hart kommen so sind sie noch immer hart genug die Keule zu bedienen und könnten, Verfügbarkeit vorausgesetzt, Säbelzahntiger mit bloßen Händen erwürgen! Da Säbelzahntiger kurzfristig NICHT verfügbar waren und Keulen zur Reparatur von Glühbirnen ungeeignet schienen, entschied ich mich meine Männlichkeit dadurch unter Beweis zu stellen, dass ich höchstpersönlich und ohne die Anleitung zu lesen jene Birne wechseln würde.

Offenbar ist dies leider aus Sicht des Autoherstellers nicht vorgesehen, was meinen Ansporn, Männlichkeit unter Beweis zu stellen, durchaus mehrte. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass man das gesamte Auto von der Scheinwerfereinheit abmontieren müsste, um einigermaßen vernünftigen Zugang zu derselben zu erhalten. Dies zu tun wäre zwar wirklich sehr männlich, aber bescheiden wie ich bin werde ich hier in aller Öffentlichkeit zugeben, dass die mir durchaus zu eigenen Herkuleskräfte gerade nicht ausreichen, um alleine und ohne für solche Dinge vorgesehene Gerätschaften den Motorblock mit bloßen Händen herauszuheben. Das liegt natürlich hauptsächlich am schlechten Hebel, ich stehe ja vor der Karre.

Wo ein Wille ist, sowie Armgelenke, da ist ein Weg. Steht man an der linken vorderen Ecke und guckt nach rechts vorne vom Auto weg, so gelingt es nach Auskugeln der Schulter mit dem rechten Arm die Hand zwischen Batterie und Sicherungskasten hindurch an diversem Geschläuch vorbeizuführen und die rückseitige Plastikabdeckung des Scheinwerfers zu erschlängeln. Tiefe Fleischwunden aufgrund scharfkantiger Blechteile steckt mann ohne mit der Wimper zu zucken weg. Mit reinem Fingergefühl gelingt es dann auch die Schnappverschlüsse der Abdeckung zu öffnen und sie mit sanfter Gewalt aus dem Weg zu bugsieren. Dies, so sollte sich später herausstellen, ist ein irreversibler Prozess.

Der Männlichkeit jähes Ende stellt sich in jenem Moment ein, in dem man feststellt, dass die derzeit eingenommene Pose in etwa der Situation entspricht: man steht eingeklemmt in einer überfüllten U-Bahn und kratzt dem übernächsten Nachbarn schräg hinter einem außenrum von hinten am Po.

Das ist aber auch völlig egal, denn nun ist es ein Kinderspiel noch den Stecker abzuziehen und die Glühbirne zu lösen. Diese stellte sich leider als H1 Birne heraus.

Nächstes Mal lese ich vielleicht erst die Anleitung. Oder ich gehe einfach in die Werkstatt und lasse echte Männer ran. Die dürfen mir dann auch gleich noch die Sommerreifen draufsetzen, ich bin zu faul dafür.